###HOMENEWS###

Aktuelle News...

Die Rauhnächte

RAUHNÄCHTE vom 24. Dezember - 5. Januar


Heilige Nächte
Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt. Diese Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht. Also von 0.00 Uhr MEZ-NZ am 24. Dezember bis 24.00 Uhr MEZ-NZ am 24. Dezember - das war die erste Rauhnacht. "Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden. Somit ist der ganze Tag "Nacht". Und die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr MEZ-NZ am 5. Januar. Danach ist dann Heilig-Drei-König.

Es gibt also 12 Rauhnächte!
Die Alten benutzten jede dieser Rauhnächte für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln. Somit steht die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort. Sie beobachteten alles: Wetter, wie das Essen geschmeckt hat, ob gestritten wurde oder ob es friedlich zuging. Ob an diesem Tag alles glatt lief oder es Probleme gab. Und wenn ja, welche Probleme usw. Alles, auch das noch so unwichtige, hatte eine Bedeutung. Und wer es verstand, der konnte den dazugehörigen Monat im Vorhinein deuten. Man konnte das Ganze auch noch weiter differenzieren. So waren immer zwei Stunden einer Rauhnacht stellvertretend für einen kommenden Monat. Die ersten beiden Stunden von 0.00 Uhr bis 2.00Uhr in der Nacht standen immer für den Januar, die nächsten zwei für den Februar und so fort bis zu den letzten beiden Stunden, die für den Dezember standen. Und das jeden Tag.

Auflösungsnächte
Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezember und der 5. Januar. Diese Tage waren geeignet, alles wieder aufzulösen und zu erlösen. Angenommen, man hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatten man am 28. Dezember, dem Tag der Kinder - die Möglichkeit - alles wieder gut zu machen und aufzulösen. Dazu war es wichtig, sich alles nochmal genau vorzustellen und dann in weißes Licht zu tauchen oder in violettes und es verwandeln zu lassen in etwas Positives. Das gleiche konnte man am Ende auch nochmal machen - also am 5. Januar. Drum wurden diese Rauhnächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte. In der letzen Nacht, dem 5. Januar, wurde das ganze Haus, die Ställe und mancherorts auch rund ums Grundstück herum ausgeräuchert.

Perchten-Umzüge
Es gab auch an vielen Orten in dieser Zeit wieder die schon erwähnten Perchten-Umzüge - die Wilde Jagd darstellend mit Dämonen, Geistern und bestimmten Tieren und der Percht als Wintergöttin. Dahinter stand, wie in vielen Traditionen der Schamanen auch, daß diese Geister eigentlich vertrieben werden sollten, damit sie einen nicht befielen mit Krankheiten und Tod. Das ist ja auch das, was die Schamanen in allen Traditionen versuchen, sich in die Welt der "Geister und Dämonen" zu versenken, um dort die krankheitsbringenden Wesenheiten zu konfrontieren. Das ist nicht nur einfach eine Theorie und was uraltes, wie Märchen und Mythen, sondern das ist etwas, was auch heute noch in unseren Seelen wirkt und wo wir oft niemanden haben, der das zu verstehen weiß und damit umgehen kann. Dann werden die Menschen krank, haben Depressionen usw. und keiner weiß so recht, warum.

 

Begegnungen mit dem Wilden Heer
Wolf-Dieter Storl schreibt in seinem Buch: "Naturrituale" über eine solche Begegnung mit diesem Wilden Heer zu Winterzeit: "Wir wohnen abgelgen, fern von jedem Dorf ... In den Wintertagen, wenn wir eingeschneit sind und es ganz still ist, da kommt es gelegentlich vor, daß sich in den Momenten zwischen Schlafen und Wachen eigenartige Wesen zeigen. Oft sind sie buckelig und verküppelt, manchmal jedoch verführerisch schön; ihre Gesichter erinnern an die Perchten und Masken der alemannischen Fasnacht, an tibetische Dämonenmasken oder an die "Falschen Gesichter", mit denen die Irokesen die Krankheitsdämonen darstellen. Sie sind alle irgendwie leidend, es fehlt ihnen etwas, zugleich sind sie erschreckend und furchterregend. Wenn ich diese Entitäten wahrnehme und dabei Angst bekomme oder gar gegen sie ankämpfe, dauert es erfahrungsgemäß nicht lange und ich oder jemand im Haus oder Stall wird krank. Es sist besser, wenn ich den Mut fasse, ihnen zu sagen, sie sollen weiterziehen. "Wohin sollen wir ziehen!", fragen sie meist mit rauhen Geisterstimmen. Da sag ich: "Zieht nach Osten, geht ins Licht, der Heiland kann euch geben, was euch fehlt!" Manchmal klagen sie: "Aber wir haben kein Reisegeld." Dann gebe ich ihnen einen Kupferpfennig. Mit ihrem Glückspfennig ziehen sie weiter, und das Haus bleibt vor einer Krankheit verschont.
Nach solch einem Besuch räuchern wir oft mit Beifuß, Wacholder und Mariengras, um die Atmosphäre zu reinigen."

Traumbegegnung
Und dann beschreibt er noch ein weiteres Beispiel einer solchen Begegnung: "In der Nacht träumte ich, daß eine Gruppe recht wilder, verwegener Wanderer ins Haus hereinspazierte. Ich stellte mich ihnen in den Weg, als sie durch die Tür ins Haus drangen: "He, was soll das, was macht ihr!" Aber sie ließen sich nicht aufhalten, sie spazierten munter an mir vorbei. Ich regte mich aber nicht sonderlich auf und gab mich eher freundlich. Einer berührte mich. "Du hast erhöhte Temperatur", sagte er.
Als ich kurz darauf aufwachte, war mir tatsächlich heiß, und die Haut war feucht. Nun wußte ich, das war kein gwöhnlicher Traum, sondern ein Besuch. Naturgeister, die mit dem starken Schneefall über das Land zogen, sind mir duch Leib und Seele spaziert. Ihre Berührung war ein Geschenk. Ich konnte es nehmen, wie ich wollte.
Es war wie des Messers Schneide - so oder so: Entweder ich würde physisch krank werden, bekäme Fieber, oder ich würde mich beim Schreiben mit dem Feuer der Inspiration erhitzen und etwas Schönes herüberbringen, eine echte MÄR (althochdeutsch, "eine Botschaft aus übersinnlichen Welten", im Sinne von Luthers Weihnachtslied: "Vom Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch gute, neue Mär"). Wenn ich Angst gehabt hätte, ihnen die Gastlichkeit verwehrt oder den Besuch einfach nicht bewusst erlebt hätte, wäre ich wirklich krank geworden und hätte wohl die Woche im Bett verbringen müssen. Aber ich nahm es nicht auf körperlicher Ebene an, sondern als Feuer der Begeisterung."

Durchzug
Die zu bestimmten Jahreszeiten durchziehenden Naturgeister sind weltweit bekannt. Überall werden sie auf ihrem Durchzug zur Kenntnis genommen, mit Festen und Ritualen gewürdigt und dann aber immer jenseits der Dorfgrenze oder auch Grundstücksgrenze hinauskomplimentiert. In traditionellen Gesellschaften trägt man Masken, die exakt den visionär gechauten Geistern entsprechen. Im Salzburgischen gibt es immer noch Perchtenumzüge zur Rauhnachtzeit. Und von den Bärbeletreiben und Kloasatreiben haben wir ja schön berichtet. Auch die Fasnacht ist eine solche Zeit. Aber davon später. Die Geister komme von "Jenseits", von außerhalb der gesitteten, normalen Gesellschaft. Sie kommen aus dem Wald und der Wildnis, aus den Bergen, Seen und Sümpfen. Auch Verstorbene sind dabei. Und wilde Tiere. Auch diese werden in den Umzügen dargestellt. Es ist eine starke ungezügelte Naturenergie, die sie mitbringen. Storl schreibt: "Eine Energie, die ausgelassen, geil und fruchtbar macht. aber auch genauso leicht das Gleichgewicht stört und krank machen kann. Die Geister bringen kreatives Chaos, aus dem - so oder so - Neues entstehen kann."

Verschleppt
Das ist eine sehr interessante Wahrnehmung und Beschreibung. Und ich glaube, dass man das oft spüren kann. Die Leute früher haben nicht von ungefähr im Winter die Fensterläden zugemacht, haben die Türen verschlossen, an Samhain Essen vor die Tür gestellt, sind aber selber ins Bett gegangen, um dem Wilden Heer nicht zu begegnen, oder von einem Geist verschleppt zu werden. Und ganz oft passiert es, daß einen eine "Krankheit anfliegt" wie der Volksmund so treffend sagt. Da wacht man auf, und ist krank - wie aus dem Nichts. Oder eine Stimmung erfüllt einen urplötzlich.

Umgang mit den Schatten
Und was diese alten Mythen und Geschichten auch rüberbringen, ist eine Möglichkeit des Umgangs mit solchen Geistern und Dämonen, wie wir sie ja auch in uns tragen. Ein Punkt ist der Respekt, das Wahrnehmen und auf der Hut sein. Und ein anderer Punkt ist, das weiterschicken, das nicht reinlassen. Man kann sich den Dämonen hingeben - selbst närrisch bis wahnsinnig werden, oder man weist ihnen ihren Platz zu. Erkennt sie als das, was sie sind und lernt, mit ihnen umzugehen. So haben die Alten eigentlich eine wunderbar heilsame Art gehabt, auch mit den Schattenseiten im Leben umgehen zu können. Diese Riten hatten ihren ganz wichtigen und aus schamanischer Sicht absolut heilsamen Platz im Stammesgefüge oder im Leben eines Volkes. Alles im Leben hatte seinen Platz und wurde auch gewürdigt. Und man konnte mit allem umgehen.

 

Quelle: Monika vom Stamm der Likatier