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Bericht Pilgerreise 2005

Saskia hat diesen Brief an ihre Nächsten auch an uns geschickt, um ihn hier zu veröffentlichen--

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für Ljubomir, Oma und Opa, Svanja und Mama


Den Verlauf der Pilgerreise, was wir gemacht haben und wo wir waren, werde ich nicht erzählen, weil das ja aus dem Ring der Kraft und den Tagebüchern von Babette hervorgeht.

Ich wusste schon vor der Reise, das es für mich eine wichtige Reise sein würde. Ich habe mich entschieden mitzugehen, weil ich ?erwachen? will. Ich habe geahnt, daß dieses Land und diese Situation mir die Augen öffnen wird und mir einiges klar wird über Zusammenhänge der Welt im Aussen und im Inneren. So war es dann auch.

Ich kann zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch kein vollständiges Resümee ziehen, da viele Eindrücke und Gedanken jetzt erst landen.

Jenseits des Krisengebietes sind schon die kulturellen Unterschiede überwältigend. So war ich schon am allerersten Tag in Nazareth berührt von den Gebet-Gesängen der Araber, die laut über die ganze Stadt schallen. Es war die kurze Berührung mit dem Traum, immer, auch im Alltag verbunden zu sein mit der Heiligkeit, mit Gott und dem großen Ganzen.

Nach ein paar Tagen wurden diese Gesänge normal, ich hab sie nicht mehr richtig wahrgenommen.

So war es mit sehr vielen Eindrücken, die mich zuerst umgehauen haben und dann mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt.

Ich war fast die ganze Zeit in der Westbank, und habe mir täglich mehrmals Geschichten angehört. Das Leid der Palästinenser. Sie brauchten unser Ohr, es gibt ja niemanden, der sie erhört. Sie haben uns stark darum gebeten, das was wir gesehen haben weiter zu tragen, es im Westen zu erzählen. Wir haben Menschen kennen gelernt, die direkt an der Mauer leben, die auf der anderen Seite Familie und Freunde haben und sie nicht mehr sehen können. Oder Bauern, die nicht mehr zu ihren Feldern kommen. Es gibt zwar den Checkpoint, aber meist müssen sie mehrere Stunden warten, bis die Soldaten ?Lust haben?, sie durch zu lassen. Das ist wirklich so. Die Palästinenser müssen sich nach der Laune der Israelis richten...demnach können sie ernten oder eben nicht.

Es war hart, das alles sehen zu müssen. Viel von dem Elend kommt jetzt erst richtig hoch. Ich habe ab irgendeinem Punkt auch dicht gemacht- ich konnte nicht mehr. Trotzdem erreichen die Bilder und Worte das Innere.

 

Die stärksten Erkenntnisse hatte ich während der Mauermeditation.

Da habe ich nochmal mehr oder vielleicht zum ersten Mal begriffen, das es einen direkten Zusammenhang gibt zwischen der äusseren Mauer und der inneren Mauer. Wenn ich im Krieg stehe mit zum Beispiel meinem Liebespartner (der Krieg ist oft sehr subtil und man denkt es wäre normal), dann kann ich erstens gar keine Vision sehen von einem friedlichen Land, und zweitens bin ich erst recht nicht in der Lage, einem Palästinenser zuzuhören oder Unterstützer zu sein bei der Annäherung von Israelis und Palästinensern. So direkt ist der Zusammenhang. Die Politiker sind ja im Grunde auch nur Menschen. Und das, was sie ins Grosse umsetzten: Mauern bauen, ein Volk unterdrücken und vertreiben, bombadieren und zerstören...machen wir genauso, nur kleiner und nicht so sichtbar. Wenn wir die Machtmittel hätten, die sie haben, würden wir sehr wahrscheinlich die selbe Scheiße bauen. Außer wir bauen ein anderes Leben auf. Außer wir arbeiten an einem neuen Kulturmodell, wo Menschen wieder in Frieden zusammenleben. Vor allem in der Liebe aufhören mit dem Krieg. Tatsächlich liegt da das tiefste Elend, und da liegt wohl auch das größte Glück.

Jetzt komme ich auch zu dem anderen Punkt, der mich bewegt hat. Und zwar die Dankbarkeit für Tamera. Immer wieder während der Pilgerreise habe ich an Tamera gedacht und gemerkt, wenn ich dieses Projekt nicht im Rücken hätte, würde ich kaum an eine Lösung glauben können. Und mir war klar, dass diese Arbeit, die hier gemacht wird, absolut notwendig und sinnvoll für die Welt ist. Die Welt, die Jugend und die Kinder brauchen eine neue Idee, eine andere Möglichkeit zu leben und zu lieben.

 

 

 

Jetzt bin ich hier seit 2 Tagen, und dieser neu gewonnene Blick ist wunderbar. Ich verstehe Delons Vorträge viel besser, ich weiß jetzt mehr um den ernst der Lage. Ich weiß wie wichtig unsere Arbeit ist. Und ich weiß jetzt auch, das es nicht egal ist, welchen Gedanken ich gerade denke oder welche Handlung ich tue. Für die Palästinenser ist es wichtig, wie ich mein Leben führe und ob ich eintrete in die -Frequenz des Friedens- oder nicht.


Ja, so weit. Ich habe jetzt alles konkrete raus gelassen und nur geschrieben, was in meinem Inneren passiert ist. Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr sie mir ja stellen.

Mir hat es gut getan, das zu schreiben, als eigenes Tagebuch auch,

und ich freue mich auf die kommende Zeit.

Ich habe bis jetzt noch kein Bild, was meine Aufgabe sein wird, oder was für Konsequenzen ich aus diesen Erfahrungen ziehe, außer das ich diesen klaren Zustand nicht mehr verlieren will. Da helfen mir auch alle die, die mit in Israel waren, und ihr, indem ich euch das schreiben kann.

In Dankbarkeit

Eure Saskia

 


Saskia im Februar 2006 im IGF

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Vielen Dank Saskia!

Wer noch mehr Interesse hat, kann sich unter www.tamera.org informieren.